Funk Global Risk Consensus 2023

Zürich, 27.06.2023

Die Risikolandschaft für Unternehmen hat sich in den letzten zwölf Monaten stark verändert. Trotz regem Infektionsgeschehen ist die Pandemie bzw. das Krankheitsrisiko wieder in den Hintergrund gerückt. Dafür führt nun die Inflation mit dem Dauerbrenner Cyber-Risiken die Rangliste der Top 5 des Funk Global Risk Consensus 2023 an. Der Ukraine-Krieg und die Konjunkturprogramme der Regierungen als Reaktion auf den wirtschaftlichen Abschwung während und nach der Pandemie hinterlassen deutliche Spuren in der Risikoeinschätzung von Unternehmen. Zurück in den Top 5 ist auch der Fachkräftemangel.

Cyber-Risiken halten sich auch im 6. Funk Global Risk Consensus hartnäckig an erster Stelle. Gleich hoch eingeschätzt wird jedoch das Risiko Inflation, das neu unter den Top 5 Risiken figuriert. Durch die Verknappung wichtiger Ressourcen und Grundprodukte sowie die expansive Geldpolitik der Zentralbanken vor und während der Pandemie gerieten Angebot und Nachfrage ins Ungleichgewicht. Das löste ein starkes Preiswachstum aus, welches wiederrum eine weitere Reaktion seitens der Zentralbanken erforderte. Deren Zinserhöhungen führten innert kürzester Zeit zu makroökonomischen Verwerfungen, die 2023 den vierten Platz im Funk Global Risk Consensus belegen. Auf Rang drei schafft es gar der Fachkräftemangel zurück in die Top 5. Extreme Wetterereignisse haben nach einem Jahr Pause den fünften Rang der Unternehmensrisiken eingenommen.  

Die Top 5 Unternehmensrisiken für 2023 (Grafik):

1. Cyber-Risiken
Cyber-Risiken stellen weiterhin das grösste Risiko für Unternehmen dar. Die wachsende Bedrohungslage durch Cyber-Kriminalität führt zu Cyber-Unsicherheit für Unternehmen und die Gesellschaft zugleich. Unternehmen werden immer häufiger Opfer von Supply-Chain- bzw. Third-Party-Angriffen. Dabei werden nicht die Unternehmen selbst, sondern Lieferanten für Anwendungen und IT-Services attackiert und Schadprogramme via Softwareupdates in die Unternehmensnetzwerke geschleust oder Daten der Kunden des Lieferanten gestohlen und veröffentlicht bzw. weiterverkauft. Aus einer vertrauenswürdigen Geschäftsbeziehung entsteht damit ein Einfallstor für Angreifer. Ziel von Angriffen wird sukzessive auch unsere moderne Gesellschaft, indem sie vermehrt Desinformationen und Identitätsdiebstählen ausgesetzt ist.

1. Inflation
Die anhaltend hohen Konsumausgaben vor der Pandemie wurden mittels stimulierender Massnahmen, während der Krise enorm verstärkt. Der Nachfrageüberschuss traf auf ein beschränktes bzw. aufgrund der globalen LieferkettenProbleme reduziertes Angebot. Verstärkend dazu wirkten der Fachkräftemangel (steigende Lohnkosten) sowie die steigenden Energiepreise auf die Herstellkosten von Unternehmen ein und führten zu einer zusätzlichen Kosteninflation. Während die Zentralbanken von ihrer jahrelangen Niedrigzinspolitik verabschiedeten, haben zahlreiche Unternehmen immer noch mit den Folgen der Coronavirus-Pandemie zu kämpfen. So stiegen 2022 in zahlreichen Ländern die Unternehmensinsolvenzen um 10 bis 20%. Unter ökonomischen Gesichtspunkten dürften sich die steigenden Leitzinsen die Investitionstätigkeit der Unternehmen und das Konsumverhalten hemmen und damit das globale Wirtschaftswachstum dämpfen.

3. Fachkräftemangel
Fachkräfte zu finden und zu behalten ist auch in 2023 eine besondere Herausforderung für Unternehmen. Das Fehlen von Fachkräften kann zu Produktivitätseinbussen führen und die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens hemmen. Der Weiterbildung bestehender Mitarbeitenden sollte damit eine genauso wichtige Bedeutung zugemessen werden wie der Nutzung künstlicher Intelligenzen. Im Nachgang zur Coronavirus-Pandemie hat sich der Fachkräftemangel verschärft. Viele Stellen, die während der Pandemie durch Kündigungen oder Pensionierungen abgebaut wurden, konnten danach nicht oder nur schwer wiederbesetzt werden. Die Verknappung von Fachkräften führte zu steigenden Lohnkosten und setzte die Margen unter Druck. Die Unternehmen werden auch in 2023 die Nachfrage nach Telearbeit und kollaborativen sowie hybriden Arbeitsumgebungen des Arbeitsmarktes befriedigen müssen, um an qualifizierte Mitarbeitende heranzukommen.

4. Makroökonomische Veränderungen
Die Unternehmen befürchten in 2023 sinkende Wachstumsraten aufgrund diverser makroökonomischer Faktoren. Inflation, Lohnkosten, Energiepreise sowie die steigenden Leitzinsen zur Bekämpfung der Inflation umfassen die grössten Sorgen für dieses Jahr. Die Gefahr einer Rezession ist allgegenwärtig. USA, China und Europa befinden sich zur gleichen Zeit in einer wirtschaftlich misslichen Situation. Die Prognosen für die Wachstumsraten dieser grössten Ökonomien stimmen aktuell nicht zuversichtlich. Zur Bekämpfung der stark steigenden Lebenshaltungskosten wurde von den Zentralbanken eine Zinswende eingeleitet. Nach über zehn Jahren, die von einem nie dagewesenen Niedrigzinsniveau geprägt waren, wurden die Zinsen stark angehoben, um die Nachfrage zu drücken und die Inflation zu bremsen. Für europäische Unternehmen ist dies ein grosses Risiko, da Firmenkredite, Flotten- und Maschinenleasings und Mietkosten sich in kürzester Zeit stark verteuern. Damit wird eine allgemeine Kostenprognose erschwert und die Investitionstätigkeiten der Unternehmen heruntergefahren.

5. Extreme Wetterereignisse
Extreme Wetterereignisse rücken im Jahr 2023 wieder verstärkt in den Fokus von Unternehmen. Letztes Jahr gab es einige markante und schadensträchtige Wetterereignisse wie z.B. die atlantische Wirbelsturmsaison. Sie verzeichnete mit über 110 Milliarden Dollar die drittgrösste Gesamtschadenssumme seit Beginn der Aufzeichnungen. Europa, China und Süd-Ost-Asien wurden von extremen Hitzewellen und Dürren überzogen, Australien und Afrika von Überschwemmungen betroffen. Die Zunahme von extremen Wetterereignissen ist unverkennbar mit dem Klimawandel verbunden. Ob die Verfolgung von ESG-Nachhaltigkeitszielen (Environmental, Social, Governance) bei Rezessions- ängsten und Margendruck weiterhin verfolgen lassen, ist nur schwer abzuschätzen. Daraus entsteht eine stetig zunehmende Gefahr für Unternehmenswerte (Gebäude, Maschinen, Einrichtungen, Waren). Aber auch ein Anstieg von Lieferkettenunterbrüchen ist nicht auszuschliessen, was die ohnehin angespannte Situation verschärfen dürfte.

 

Mehr Informationen und zur Systematik des Funk Global Risk Consensus finden Sie hier: www.funk-gruppe.ch/de/funk-global-risk-consensus-2023

Über Funk
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Funk wurde 1879 gegründet und beschäftigt heute rund 1'560 Mitarbeitende an 36 Standorten. Mit dem eigenen internationalen Netzwerk «The Funk Alliance» ist Funk weltweit präsent und bietet Unternehmen aus 300 Büros in 100 Ländern globale Lösungen an. www.funk-gruppe.ch

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