Naturgefahren: Alarmstufe Rot

Die Welt hat gleich an mehreren Stellen ihre Belastungsgrenze erreicht. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Global Risk Report 2017 des World Economic Forum (WEF). Der Klimawandel und seine Folgen stellen grosse Risiken für die globale Wirtschaft dar.

 

Eine Woche vor dem Treffen in Davos warnte das WEF 2018 vor akuten Bedrohungen für die Welt. Diese nehmen stark zu und es zeigt sich: Besonders schwierig wird es, wenn sich Risiken durch globale Vernetzung verstärken. Zwar hätten viele Menschen einen historisch noch nie dagewesenen Lebensstandard erreicht, schreibt WEF-Gründer Klaus Schwab. Doch die Beschleunigung und Vernetzung "in nahezu jedem Feld menschlicher Aktivität" überfordere nicht nur viele Menschen in ihrem Alltag, sondern bringe ganze Länder ins Wanken. Unternehmen seien zwar dank ihres ausgefeilten Risikomanagements inzwischen ganz gut in der Lage, sich gegen viele konventionelle Einzelrisiken – etwa durch bessere Vorsorge, Frühwarnsysteme oder Hedging – abzusichern. Schwierig werde es aber immer dann, wenn sich Risiken durch die globale Vernetzung von Wirtschaft, Umwelt und Geopolitik gegenseitig verstärkten und beschleunigten.

Von 30 globalen Risiken machen Umweltgefahren den Experten die grössten Sorgen. Das deckt sich mit ähnlichen Risikostudien wie zum Beispiel dem Risk Barometer 2017 der Allianz. Auch dort stehen Umweltrisiken etwa durch Naturkatastrophen, weit oben auf der Liste. Sie gelten auch als eine der wichtigsten Ursachen für Betriebsunterbrechungen, deren Gefahr von Unternehmen als Top-Risiko gesehen wird.


Vierfach höhere Deckungslücke

Der Klimawandel lässt die Zahl von Extremereignissen und die Höhe von Schäden rund um den Globus ansteigen und wirkt sich massiv auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft aus. Auch die Versicherungswirtschaft ist stark von den zunehmenden Umweltrisiken und Naturkatastrophen betroffen. Die Klimaveränderung erhöht die Umweltrisiken massiv. Es liegt im Interesse der Versicherungswirtschaft, Umweltrisiken zu minimieren und die Umwelt langfristig zu schützen. Findet die Wertkonzentration an exponierten Orten wie Flussufern, Meeresküsten oder in erdbeebengefährdeten Gebieten statt, steigen die Risiken für die Versicherungen ins Unermessliche. Dies stellt die Branche von ein Dilemma: Wenn sie sich an ihre herkömmlichen Methoden hält – Risiken zu analysieren, zu bemessen und zu zeichnen –, liefe dies auf so hohe Prämien für die Risikoabdeckung hinaus, dass sich die Versicherer gleichsam aus dem Markt hinauskatapultieren. Aus unternehmerischer Optik wäre das zwar folgerichtig, doch aus gesellschaftlicher Perspektive würde sich die Assekuranz aus der Verantwortung stehlen, indem sie das ganze Risiko auf den Staat abwälzt.

Die ökonomischen Schäden, die durch Erdbeeben, Hochwasser, Stürme und andere Naturgewalten verursacht werden, haben sich seit den 1980er Jahren weltweit verfünffacht – auf ungefähr 170 Milliarden Dollar pro Jahr. Diese Schadenssumme wird zu einem immer geringeren Teil von den Versicherern getragen. Die Folge: Im besagten Zeitraum hat die Deckungslücke – die Differenz zwischen ökonomischen und versicherten Schäden – von 23 Milliarden auf 100 Milliarden Dollar zugenommen, sie halt sich also in rund 30 Jahren mehr als vervierfacht.

Naturkatastrophen können immense materielle Schäden verursachen – nicht nur in fernen Ländern wie etwa 2017 die Hurrikane Harvey, Irma und Maria in den USA und der Karribik, sondern auch in der Schweiz. Erdrutsche, Murgänge, Bergstürze und Stürme ereignen sich hier relativ häufig. Die Felsstürze im vergangenen Jahr im Bergell und im Berner Oberland, sowie der jüngste Murgang bei Gurtnellen, der Orkan Burglind und das Sturmtief Evi, zeigen das deutlich. Wenn die Gletscher schmelzen und der Permafrost auftaut, verändern sich die Naturgefahren. Auch der Mensch kann sich den Folgen des Klimawandels nicht entziehen. Extremtemperaturen begünstigen beispielsweise das Ausbreiten von Krankheiten.

 


Schweiz als Musterbeispiel

Die UNO attestiert der Schweiz, dasjenige Land u sein, das am besten auf Naturkatastrophen vorbereitet ist. Dazu leistet die Elementarschadenversicherung einen wesentlichen Beitrag. Sie ist weltweit einzigartig und dient vielen Staaten immer wieder als Musterbeispiel. Risiken wie Hochwasser, Überschwemmung, Sturm, Hagel, Lawinen und Felssturz sind in der Schweiz über den Elementarschadenpool versichert. Davon ausgenommen sind Schäden durch Erdbeben, welche lediglich durch eine teilweise vorhandene, begrenzte Deckung für Gebäude durch die kantonale Gebäudeversicherungen übernommen werden. Die Prämien hierfür sind in der Schweiz günstig. Die Versicherungssituation von Naturgefahren im Ausland unterscheidet sich davon grundlegend. Erdbeben- und Sturmdeckungen für Gewerbe- und Industrieunternehmen haben meist Erstrisikolimiten, d.h. eine Schadenlimite je Ereignis. Für exponierte Länder wie beispielsweise Japan und Kalifornien sind Ausschlüsse in internationalen Sachversicherungsprogrammen zudem keine Seltenheit. Hier helfen die Funk-Spezialisten in den entsprechenden Ländern mit ihrem Know-how.


Sonderfall Betriebsunterbrechung

Wie verhält es sich mit dem Risiko der Betriebsunterbrechung? Gemäss Allianz Risk Barometer 2017 ist die Betriebsunterbrechung (inkl. Lieferkettenunterbrechung) mit 37 Prozent der Antworten für das fünfte aufeinanderfolgende Jahr nach wie vor das höchste Risiko. Eine Betriebsunterbrechung führt zu einem Einkommensverlust, der zu einem Fehlbetrag bei der Deckung der laufenden Betriebskosten führen kann. Die weiteren Auswirkungen sind für ein Unternehmen nur schwer messbar.

Physische Gefahren wie Feuer, Explosion und Naturkatastrophen sind Hauptursachen für eine Betriebsunterbrechung. Doch sogenannte nicht-physische oder Nicht-Sachschaden-Ursachen nehmen zu. Es ist davon auszugehen, dass es inskünftig mehr Betriebsunterbrechungen ohne eigentlichen Sachschaden geben wird. Die Risiken lauern unabhängig vom normalen Betriebsverlauf: Nach den Explosionen im chinesischen Tianjin im Jahr 2015 zum Beispiel kam es uz einer Reihe von Verlusten durch Lieferantenausfälle. Dies weil der Hafen von örtlichen Behörden geschlossen wurde und Unternehmen aufgrund fehlender Arbeitskräfte nicht in der Lage waren, die Produktion wieder hochzufahren. Schäden dieser Art sind unter Umständen nicht durch die klassische Sachversicherung gedeckt, es sei denn, es besteht ein spezieller Versicherungsschutz.

 

Betriebsunterbrechungsversicherungen

Eine Betriebsunterbrechungsversicherung bietet Deckung für entgangene Einnahmen (Nettoeinkommen) und laufende Kosten. Versicherer bieten kurzfristig Liquidität, falls eine Störung auftritt. Unternehmen werden mit den erforderlichen finanziellen Mitteln versorgt, um den Verlust zu mildern und den Betrieb aufrecht zu erhalten. Es gibt verschiedene Arten von Betriebsunterbrechungsversicherungen in der klassischen Sachversicherung.

Deckt den Einkommensverlust aufgrund von Sachschäden an einer Betriebseinrichtung.

Erweiterung der Betriebsunterbrechungsversicherung, die entgangene Gewinne und Mehraufwendungen infolge einer Unterbrechung der Geschäftstätigkeit in den Betrieben eines Kunden oder Lieferanten zurückerstattet (Rückwirkungsschäden).

In Situationen, in denen eine Betriebsstörung auftritt, jedoch ohne Sachschaden beim Versicherten, Lieferanten oder Kunden, entschädigt diese Deckung die entstehenden Einnahmeverluste.

Ungeachtet davon, ob Sie sich für eine optimale Risikobewältigung im Bereich von Naturgefahren oder eine Betriebsunterbrechungsversicherung interessieren, ein Gespräch mit einem Funk-Experten lohnt sich auf jeden Fall.

 

zur PDF-Ausgabe

Empfehlen