Gemein(d)e Risiken

In einem Zeitalter, in dem die Technologiekonzerne um unsere Aufmerksamkeit buhlen, nehmen wir alltägliche Dinge als selbstverständlich hin. Ebenso die Leistungen des Service public. Die Bereitstellung dieser Leistungen, ist jedoch alles andere als eine Nebensächlichkeit. Das Management einer Gemeinde ist heute anspruchsvoller denn je. Dies gilt im auch im Umgang mit Risiken. Ein systematisches Risikomanagement kann Transparenz über die Risikosituation schaffen und diese nachhaltig reduzieren.

Raum- und Mobilitätsplanungsrisiken

Bei der Raumplanung innerhalb einer Gemeinde wird auf die Gefahrenkarten des Bundes (BAFU) abgestellt und gewisse Restrisiken bei der Realisierung von Bauvorhaben in Kauf genommen. Die Zunahme extremer Wetterereignisse führt jedoch dazu, dass Bereiche, welche früher als ungefährlich galten, nun erhöhten Naturgefahren ausgesetzt sind. So kam es im Sommer 2021 zu zahlreichen Überschwemmungen und Hochwassersituationen in der Zentralschweiz, die glücklicherweise nur Sachschäden nach sich zogen. Wozu es jedoch schlimmstenfalls kommen kann, zeigt der Blick in das deutsche Ahrtal, in welchem zahlreiche Gemeinden durch Sturzfluten bis zur Unkenntlichkeit verwüstet wurden. Der Schutz der Bürger vor Naturgefahren (z.B. Hochwasserschutz) obliegt grundsätzlich dem Bund und den Kantonen, die Umsetzung dessen jedoch der entsprechenden Gemeinde.

Die Gestaltung und der Ausbau der Mobilität einer Gemeinde kann als eine Chance gesehen werden. Wird diese zu spät erkannt und genutzt, können eine schlechte Erreichbarkeit und Verkehrsüberlastungen die Standortattraktivität nachhaltig reduzieren. Zudem führt der Trend zu Elektrofahrzeugen oder Carsharing zu neuen Herausforderungen im Energiehaushalt, kann jedoch eine prekäre Parksituation entschärfen oder damit neue Freiräume schaffen. Schliesslich gilt es die Strasseninfrastruktur insofern auszubauen und anzupassen, dass Konfliktsituationen zwischen den unterschiedlichen Verkehrsteilnehmenden (Fussgänge, Velo, Auto, ÖV) möglichst entschärft werden und den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger weitestgehend begegnet werden kann.

Gesellschaftliche Risiken

Die demografische Entwicklung wird die Schweizer Alterspyramide in eine Altersurne wandeln. Der Anteil der erwerbstätigen Personen an der Gesamtbevölkerung wird deutlich abnehmen, während der Anteil der über 65-Jährigen zunimmt. Die Anzahl der Steuerzahlenden wird in den Schweizer Gemeinden zu unterschiedlichen Zeitpunkten und mit unterschiedlicher Intensität schwinden. Zugleich steigen jedoch die Kosten um Sozial- und Gesundheitsbereich und
die Nachfrage nach altersgerechtem Wohnraum, Kultur- und Sportangeboten. Die Sogwirkung der Städte auf junge Menschen wird die Schrumpfung mancher Gemeinden gar verstärken. Geopolitisch bedingte Migrationsströme, steigende Inflation und Arbeitslosigkeit sowie eine mögliche Rezession könnten die Erfolgsrechnungen von Gemeinden aktuell und künftig zusätzlich belasten.

Infrastrukturelle Risiken

Je nach Gemeinde kann auch die Wasser- und Stromversorgung zu den Aufgaben dieser gehören. Der Nachfrageüberschuss auf dem Strommarkt wird durch die höheren Preise indiziert. Durch die Dekarbonisierung, den Klimawandel und den Ukraine-Krieg wird diese Situation verschärft. Damit steigt die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Strommangellage im Falle welcher der Stromverbrauch für private Verbraucher und Unternehmen eingeschränkt respektive
kontingentiert wird. Die Gemeinden sind also auch hier gefordert. Einerseits in der energiearmen Gestaltung der eigenen Infrastruktur (z.B. Gemeinde- oder Schulhäuser) und andererseits in der Nutzung und Förderung von erneuerbaren Energien.

Operative Risiken

Wie jedes andere Unternehmen, sind auch Gemeinden operativen Risiken ausgesetzt. Dabei sind vor allem der Fachkräftemangel sowie die Cyberkriminalität hervorzuheben. Dass im Bildungs- und Kulturdepartements qualifiziertes Personal fehlt, ist allseits bekannt (Stichwort Lehrkräftemangel). Aber auch in anderen Bereichen tun sich die Gemeinden schwer das «verstaubte» Image als Arbeitgeberin abzulegen und die Stellen wunschgemäss zu besetzen. Auch bei der Cyber-Security müssen viele Gemeinden nachlegen. Die organisatorischen und technischen Schwachstellen sind oft mannigfaltig und erleichtern es den Cyber-Kriminellen die IT-Systeme zu verschlüsseln oder Personendaten zu stehlen. Gemeinden mit Energieaufgaben sollte ein höheres Maturitätslevel vorweisen, da sie als kritische Infrastrukturen gelten und damit ins Fadenkreuz von viel sophistizierteren Angreifern (Staaten oder staatsnahe Hacker) gelangen könnten.

Die Risiken einer Gemeinde unterscheiden sich je nach ihrer Standortausprägung. Deshalb ist ein kontinuierliches Risikomanagement wichtig, um solche Gefahren zu erkennen und mit gezielten Massnahmen anzugehen.

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